Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Kunst und Design

Die Maschine als Kreateur?

KI in Kunst und Design

Den Begriff KI haben sicherlich schon alle mal gehört, aber KI auf jeden Fall in ihrem Alltag bewusst oder unbewusst genutzt. Die Abkürzung steht für „Künstliche Intelligenz“. Es handelt sich hierbei um den Versuch, menschliches Lernen und Denken auf den Computer zu übertragen.

Maschinelles Lernen einer KI
Maschinelles Lernen

Wie KI funktioniert?

Mit maschinellem Lernen. Stark vereinfacht sieht das so aus: Entwickler*innen legen ein Ziel fest, beispielsweise die Erkennung von Gesichtern. Anschließend werden die Rahmenbedingungen definiert. Zu diesen gehören ein untrainiertes KI-System, jede Menge Daten sowie Lernalgorithmen. Nun werden die Lernalgorithmen auf einem Computer gestartet, um anhand der Datensätze das KI-System zu trainieren. Nach erfolgreichen Tests kann das nun trainierte KI-System in Betrieb genommen werden.

Gründsätzlich unterscheidet man zwischen drei Arten von Künstlicher Intelligenz:

Schwache KI

Eine schwache KI ist die Simulation von Intelligenz. Wir sprechen von einer Simulation, weil eine schwache KI nicht abstrakt denken, aus Erfahrung lernen oder eigenständig Probleme lösen kann. Beispiele sind Schachcomputer, Bremsassistenten oder Sprachassistenten wie Siri und Alexa.

Beispiele für eine schwache KI
Schwache KI

Beispiel für eine starke Künstliche Intelligenz
© Walt Disney Company, Pixar Animation Studios

Hier sind ein Ausschnitt aus einem Film als Beispiel für eine starke KI zu sehen

Starke KI

Die zweite Form ist die starke KI. Diese handelt nicht reaktiv, sondern flexibel und aus eigenem Antrieb. Die intellektuellen Fähigkeiten sind die eines Menschen ebenbürtig. Stand heute ist es noch nicht gelungen eine starke künstliche Intelligenz zu entwickeln. Und auch die Diskussion ob die Entwicklung einer solchen Intelligenz überhaupt möglich ist, hält weiter an. Die Mehrheit der Forscher ist sich allerdings mittlerweise darüber einig, dass es in einer Zeitspanne von 20 bis 40 Jahren als realistisch gilt.

Superintelligenz

Eine KI, die dem Menschen in vielen oder allen Gebieten überlegen ist, bezeichnet man als Superintelligenz. Sie gilt als reine Fiction, wird aber beispielsweise in der Ethik und Philosophie diskutiert. Eine Bedrohung ist also aus heutiger Sicht nicht gegeben. Die durch schwache KI ist dagegen deutlich ernstzunehmender. Man denke nur an Kampfdrohnen, losgelöst von menschlicher Kontrolle. Aber schauen wir uns Künstliche Intelligenz nach diesem kleinen Wissens-Exkurs in der Kunst an.

Beispiel einer Superintelligenz
© The Simpsons

Hier ist ein Ausschnitt aus einem Film für ein Beispiel einer Superintelligenz zu sehen

KI in der Kunst

Bereiche wie Kreativität und Kunst galten lange als Hoheitsgebiet der menschlichen Schöpferkraft. Doch längst hat KI auch hier Einzug gehalten. Ganze Musikalben wurden bereits von ihr komponiert, Drehbücher geschrieben, Bilder gemalt.

Links sehen wir das KI-generiertes Bild Théâtre D’opéra Spatial, welches dieses Jahr den ersten Platz bei einem Kunstwettbewerb in den USA gewann – und damit heftige Debatten auslöste. Das Bild rechts, welches den Namen Edmond de Belamy trägt, entstand aus einem Datensatz von 15.000 Portraits aus dem 14. bis 20. Jahrhundert. Das Auktionshaus Christie’s versteigerte es 2018 zu einem Preis von 432.500 Dollar. Damit wurde der geschätzte Wert um das 45-fache übertroffen.

Abbild des Werkes Théâtre D’opéra Spatial
Théâtre D’opéra Spatial

Abbild des Werkes Edmond de Belamy
Edmond de Belamy

Die Bilder, die wir unter diesem Abschnitt sehen, wurden von AICAN erstellt. Die KI wurde mit 500 Jahren westlicher Kunstgeschichte gefüttert und erstellt nun eigenständig Bilder – zunehmend abstrakte. Sie scheint zu „wissen“, dass diese Art von Kunst aktuell sehr populär ist. Bereits 2017 hatte AICAN seine eigene Kunstgalerie in Los Angeles, später auch in Frankfurt.

Ist das Kunst oder kann das weg? Einige sagen nun vielleicht: „Das sieht doch alles irgendwie verzerrt und falsch aus. Ne, also das trifft nicht meinen Geschmack. Das ist definitiv keine Kunst. Da fehlt ja auch jegliches Handwerk.“. Nun, das sagte man seinerzeit auch über Monet und den Impressionismus.

Die Auseinandersetzung darüber, was Kunst ist und was nicht, wird seit der Antike geführt. Diese von KI erschaffenen Werke befördern den von Joseph Beuys geprägten Leitsatz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ ins digitale Zeitalter. Das Internet und die Digitalisierung haben die Art und Weise wie wir Menschen kommunizieren und arbeiten revolutioniert und das gesellschaftliche Leben radikal verändert. Ist es an der Zeit den Begriff der Kunst neu zu definieren? Sind Menschen, die sich Maschinen bedinen, Künstler? Sind die Maschinen selbst Künstler?

Kritik gegenüber technischen Innovationen wie auch hinsichtlich neuer Ausdrucksformen gibt es nicht erst seit dem Internet. Mitte des 19. Jahrhunderts äußerte sich der französische Schriftsteller und Kunstkritiker Charles Baudelaire abwertend über die Fotografie und sprach dieser ihre Berechtigung als Kunstform ab. Um Kunst zu schaffen, so seine Kritik, bedürfe es Phantasie. Und Phantasie im Zusammenhang mit dem technischen Fotoapparat konnte er sich nicht vorstellen.

Fakt ist, wo früher Expertentum erforderlich gewesen ist, braucht es heute dank vorhandener technischer Infrastruktur kein besonderes Know-how mehr. Technisches Wissen oder besondere handwerkliche oder gestalterische Fähigkeiten sind hilfreich, jedoch nicht zwingend erforderlich.

KI im Design

Was uns zu KI im Design bringt. Streng genommen geht schon heute im Kreativalltag nichts mehr ohne den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Angefangen bei ersten Google-Anfragen, über Pinterest-Moodboards, Filter in Photoshop bis hin zu personalisiertem Web-Content. Doch wer macht sich darüber noch Gedanken? Sobald etwas gut funktioniert heißt es nicht KI, sondern nur noch Software. Und die nutzen wir ganz selbstverständlich.

Im Industrie- und Produktdesign arbeitet man mit Generativem Design. Hierbei werden mit Hilfe von KI-basierter Software Designlösungen erzeugt, die bestimmte Anforderungen erfüllen. Eine Produktdesignerin oder ein Produktdesigner erstellen nicht mehr mühsam drei oder vier Varianten eines Flugsitzes oder eines Karosserieteils für ein Fahrzeug. Sie geben vielmehr vor, welche Anforderungen der Entwurf erfüllen muss. Solche Vorgaben sind beispielsweise die Werkstoffart, das Gewicht, die Belastbarkeit und der Kostenrahmen. Der KI-Algorithmus erstellt auf Basis dieser Vorgaben eine Vielzahl von Entwürfen. Die Designer*innen können nun die Entwürfe prüfen und die Auswahl mithilfe verfeinerter Vorgaben weiter reduzieren.

In der Gallerie ist das zum einen anhand von Autodesk zu sehen, einer KI gestützen 3D-Software. Außerdem ist Solid Impact zu sehen, ein KI-Plugin, welches die Auswirkungen eines Designs auf wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte misst und Verbesserungen vorschlägt.

Mit GauGAN lassen sich dagegen Skizzen in fotorealistische Landschaften verwandeln. Letztes Jahr erschien Version 2, mit der die KI nun auch Text interpretieren kann. Die Wortgruppe „ocean waves hitting rocks on the beach“ erzeugt etwa eine Szene mit steinigem Strand und starken Wellengang.

Auch Adobe entwickelt fleißig seine KI Adobe Sensei weiter. Bei Premiere Pro ist beispielsweise die „Sprache zu Text“ Funktion letztes Jahr herausgekommen, mit der sich automatisch Untertitel erstellen lassen. In Photoshop, dem wohl bekanntesten Programm von Adobe, sind dank der Sensei KI viele automatische Bildbearbeitungen möglich. So lassen sich inzwischen mit dem Neural Filter auf Knopfdruck Gesichtsausdrücke, Alter und Belichtungen einfach ändern. Man kann Flächen inhaltsbasiert füllen und ganze Menschen per „Motiv auswählen“ ohne langwieriges freistellen markieren.

So praktisch diese Tools auch sind, so erschreckend ist es gleichzeitig, wie einfach Bildbearbeitung geworden ist. Man stellt sich berechtigterweise die Frage: inwieweit darf ich Bildmaterial überhaupt noch trauen? Das man nicht jedem Instagram oder Tinder Profil glauben darf. Okay. Aber immer häufiger tauchen im Internet sogenannte Deep Fakes auf. Dies sind täuschend echt wirkende, manipulierte Bild- und Videoaufnahmen. Gerade im Bereich Journalismus und Politik sind sie ein ernstzunehmendes Problem. Aber das ist ein Thema für sich.

Fazit

KI kann sicherlich keinen kreativ schaffenden Menschen ersetzen. Die Ergebnisse sind unter’m Strich zu eintönig, da sich KI immer nur am Durchschnitt von Trainingsdaten orientiert. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Emotionen von zentraler Bedeutung für den menschlichen Ausdruck sind. Und echte, authentische Emotionen können nur von uns Menschen kommen. Aber der Einsatz KI-basierter Software verändert den Designprozess und damit auch das Berufsbild des Designers. Typische Arbeiten von Berunfsanfänger*innen wie Retuschen, Freisteller und Reinzeichnungen können künftig von Algorithmen übernommen werden. Designer*innen können somit von Anfang an viel konzeptioneller denken und arbeiten.

Es bedarf also zukünftig in der Branche ein größeres technisches Verständnis. Der Handlungsdruck sich aufgrund verändernder Bedingungen immer wieder neu aufzustellen und erfinden zu müssen, sich den Umgang mit neuen Werkzeugen anzueignen, ist enorm. Andererseits war es in diesem Berufsfeld auch noch nie anders und schließlich ist es auch spannend, sich an immer neuen Möglichkeiten auszuprobieren.

Ein Tipp für diejenigen, die sich noch weiter mit dem Thema beschäftigen möchten: Die Ausstellung „Die Digitale, Festival für digitale Kunst, Musik und Gegenwartskritik“ findet zwischen dem 30.09. und 30.10.2022 in Düsseldorf statt.

Zurück